FRAUEN! MACHT! POLITIK! politischen Entscheidungen übersehen. Dabei geht es nicht nur um Themen wie Kinderbetreuung, Bildung und Pflege! Auch bei Verkehrspolitik, Baugebieten und Energie werden Beschlüsse lebensnäher, wenn das Gremium möglichst ein Spiegelbild der Gesellschaft abbildet – und davon sind wir in Baden-Württemberg weit entfernt. Was kommt auf mich zu, wenn ich kandidiere? mit Zusammenarbeit den In Gleichstellungsbeauftragten nehme ich deshalb Informationsveranstaltungen und Seminare vor, um typische Fragen vor der Kandidatur ehrlich und neutral zu beantworten. Was kommt auf mich zu, wenn ich kandidiere? Wie kommt mein Name auf die Liste? Muss ich Parteimitglied sein, wenn ich kandidiere? Muss ich immer mit der Fraktion stimmen? Wie schlimm und langatmig sind die Sitzungen? Und schließlich: Kann man überhaupt etwas bewirken? Viele Teilnehmerinnen hatten vorher noch nie etwas mit klassischer Politik zu tun und kennen auch kaum jemanden von den Mandatsträger*innen oder lokalen Parteivertretungen. Sie sind in unzähligen Bereichen engagiert und wollen vor Ort mitbestimmen – und verkrustete Strukturen aufbrechen. Übrigens liegt hier – neben dem Aufwand zu familienunfreundlichen Zeiten – der häufigste Knackpunkt, dass einige Frauen dann doch nicht kandidieren: Sie wollen sich nicht öffentlich an eine Partei binden und nicht bei Abstimmungen einer anderen Haltung unterordnen. Hier sehe ich den größten strukturellen Reformbedarf, den die Parteien und Gremien angehen müssen. Wenn sich die Frauen dann entschieden haben, dass sie kandidieren wollen, kommt der zweite Teil des Handwerkskoffers. Was kann ich tun, um gewählt zu werden? Grundlagen der Selbst-PR, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Tipps für den Wahlkampf jenseits 08/15 Infostand. Überzeugendes Argumentieren. Der Umgang mit sogenannten „Killerphrasen“ und Einwänden. Souverän mit rechten und sexistischen Sprüchen umgehen. Seit 2006 organisiere ich Seminare für mehr Frauen in der Kommunalpolitik. Nach der Seminarreihe 2018/2019 haben von allen Teilnehmerinnen etwa 80 Prozent tatsächlich kandidiert. Von diesen ist etwa die Hälfte auf Anhieb gewählt worden. Ein großer Erfolg! Dagmar Wirtz Politikwissenschaftlerin, Soziologin, Systemische Moderatorin und Stadträtin in Laupheim Foto: Dominik Feldmann Brauchen Frauen spezielle Seminare, bevor sie in die Kommunalpolitik einsteigen können? Nein, brauchen sie nicht! Sie müssen nicht extra qualifiziert werden, bevor sie „mithalten“ können. Warum gibt es dann in vielen Landkreisen und Kommunen vor den Wahlen dann Angebote speziell für Frauen? Dagmar Wirtz sorgt für Aufklärung. Weil viele Frauen gerne vorher wissen, was auf sie zukommt, bevor sie „Ja“ zur Kandidatur sagen. „Die häufigste Frage in den Seminaren ist: Wie viel Zeit kostet mich ein Mandat?“, sagt Dagmar Wirtz von Stand.Punkt Training & Moderation. Offenburg, Heilbronn, Ulm, Ravensburg, Stuttgart, Filderstadt, Baden-Baden, Remstal, Stadt und Landkreis Rastatt, Bühl, die Zollernalb, Sigmaringen, Ludwigsburg, Ostalb, Pforzheim, Enzkreis, Ravensburg, Bodenseekreis, Biberach/Riß, Boxberg – all diese Kommunen haben sich mit mir aufgemacht, den Frauenanteil von durchschnittlich 26,8 Prozent in Gemeinderäten und 22,4 Prozent in Kreistagen zu erhöhen. Diese fast vier- bis fünffache Dominanz meist älterer Männer hat spürbare Auswirkungen: Die Anliegen und Lebenswirklichkeiten von jüngeren und weiblichen Bürger*innen werden oft – und unabsichtlich – bei 16 KOMMUNALWAHLEN 2024